Seit dem Jahr 2016 gehört die Genossenschaftsidee offiziell zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Dies hat der zwischenstaatliche Ausschuss der UNESCO im Rahmen seiner Jahrestagung in Addis-Abeba beschlossen.

Was genau hat die UNESCO dazu bewegt, die Genossenschaftsidee in die repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes aufzunehmen?

Laut der UNESCO ist eine Genossenschaft eine “freiwillige Vereinigung von Menschen mit gleichen Interessen, die individuelles Engagement und Selbstbewusstsein fördert”. Sie fördere soziale, kulturelle und ökonomische Partizipation. Mitglieder würden durch den Erwerb von Genossenschaftsanteilen zu Miteigentümern. Die hohe Anzahl von Genossenschaftsmitgliedern in Deutschland und die rechtliche Absicherung ihrer Grundsätze durch ein Genossenschaftsgesetz seien im internationalen Vergleich Besonderheiten, so die deutsche UNESCO-Kommission. 

Die UNESCO erklärt auch, die Genossenschaften als reine wirtschaftliche Unternehmensformen zu betrachten, käme zu kurz. Zwar haben sie in der Regel wirtschaftliche Ziele, jedoch ist diese spezielle Organisationsform, Menschen mit gemeinsamen Interessen ohne Gewinnerzielungsabsicht zur Erreichung gemeinsamer Ziele zusammenzubringen, von nicht zu unterschätzender kultureller Bedeutung. Dies wurde vom unabhängigen Expertenkomitee Immaterielles Kulturerbe für dessen Auswahlempfehlung für die UNESCO-Nominierung hervorgehoben. 

“Genossenschaften orientieren sich an sozialen Werten und bauen auf ideellen Grundsätzen wie Solidarität, Ehrlichkeit, Verantwortung und Demokratie – das heißt auf Prinzipien des kulturellen Selbstverständnisses menschlicher Gemeinschaften – auf. Das durch diese Kulturform zum Ausdruck kommende bürgerliche Engagement im sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich jenseits von privaten und staatlichen Wirtschaftsformen spricht ebenfalls für die Genossenschaftsidee als Vorschlag für die UNESCO-Liste.”

Wenn man die Geschichte betrachtet, haben Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Mitte des 19. Jahrhunderts entscheidende Grundlagen zum Konzept der Genossenschaften gelegt, die weltweit bis in die Gegenwart wirken. Dabei ist die Kulturform der Genossenschaften jedoch nicht ausschließlich in Deutschland entstanden. Vorläufer der modernen Genossenschaft gab es unter anderem schon in Großbritannien, Frankreich und Osten Europas. 

Quelle: https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-weltweit/genossenschaftsidee-als